Wie gestaltet man Wahlkampf?

Diese Frage stellt sich alle 6 Jahre bei unserer Kommunalwahl immer wieder besonders intensiv. Grundsätzlich beantworten wir Grünen das für uns selbst immer auf die gleiche Art und Weise: es geht um Inhalte, um Ideen und Werte – es geht darum, wie das Jetzt nicht zur Hypothek für unsere Zukunft wird – kurz und gut, es geht darum Verantwortung zu übernehmen und zwar mit Weitblick. Dies versuchen wir zu vermitteln.

Trotz aller Beschäftigung mit den Themen rund um unser eigenes Wahlprogramm und dem Dialog mit unseren Bürger*innen, kommt man nicht umhin, auch mal einen Blick auf die Auftritte unserer Mitbewerber zu werfen, oder man wird gegebenenfalls darauf hingewiesen, was dort so zu finden ist.

So sind wir nun zu unserer großen Verwunderung auf folgendes Schriftstück, das auf der Homepage der CSU Kolbermoor zu finden ist, gestoßen (wörtlich zitiert):

In der Sitzung vom 31.07. 2019 hat der Stadtrat aber bei der Behandlung des Tagesordnungspunktes zur Feuerbestattungsanlage auch einen 2. Beschluss gefasst, der folgenden Wortlaut hat:

Der Stadtrat beschließt, dass Alternativstandorte zur Errichtung einer Feuerbestattungsanlage in den Gemarkungsbereichen der Stadt Kolbermoor ausgeschlossen sind.

Dieser Beschluss besagt, dass in Kolbermoor außerhalb der geplanten Grundstücke die Errichtung einer Feuerbestattungsanlage nicht möglich ist.

Der Beschluss unterliegt keiner Verjährung und ist solange wirksam bis er durch einen neuen Beschluss des Stadtrats aufgeboben wird. Dazu ist aber eine entsprechende Mehrheit der Stadtratsstimmen erforderlich.

Unser Kommentar dazu:

„Eine derzeitige Mehrheit aus Rot/Grün und Freie Wähler könnte also jederzeit ein Verfahren wieder in Gang bringen. Hoffentlich bekommen wir bei der anstehenden Kommunalwahl soviel Zuspruch, dass wir das Thema für längere Zeit ad acta legen können. Derzeit fehlen uns dazu die Mehrheiten.“

Manchmal findet man bei solchen Exkursen zu den Mitbewerbern Interessantes, Ansprechendes, manchmal Wundersames, in letzter Zeit sogar Abstoßendes (je nachdem wo man halt schaut) und dann findet man gegebenenfalls auch Absurditäten, die einen salopp gesprochen fast aus den Latschen hauen. In diese letzte Kategorie fällt zweifellos der oben zitierte Text der CSU.

Anstand und Respekt verbieten es selbstverständlich, das Wort „konservativ“ in „ewig gestrig“ umzudeuten, doch stellt sich vehement die Frage, warum tut die CSU sich das mit solcher Inbrunst selbst an? Möchte sie sich an dieser Stelle vom Diktum des Bewahrens zum Hüter alter Kamellen entwickeln? Aber es ist nicht an uns, seltsam anmutende Verhaltensweisen anderer in Frage zu stellen, zumindest nicht, bis da jemand seine Kristallkugel zu Rate zieht und sich anmaßt für uns zu sprechen. Denn mit ihrer geballten prophetischen Kompetenz sagt uns die CSU, dass den Grünen, sowie der SPD und den Parteifreien daran gelegen ist, die Pläne für den Bau eines Krematoriums wieder aufzugreifen.

Es soll ja Parteien geben, die den Bürgerinnen und Bürgern nicht gewissenhaft zuhören und Entscheidungen treffen, die nicht dem Wählerwillen entsprechen, von Grüner Seite können wir jedoch verbindlich zusichern, dass wir Demokratie verstehen und täglich leben. Der Wähler*innen Wille gegen den Bau eines Krematoriums in Kolbermoor wurde mit dem Ratsbegehren, durchgeführt am 20.10.2019, deutlich kundgetan, diese Entscheidung ist für uns jederzeit bindend.

In diesem Sinne liebe CSU: Wenn Euch der Gesprächsstoff ausgeht, oder womöglich sogar die politischen Inhalte, dann steht es Euch frei, alte Themen beliebig oft aufzuwärmen. Wir raten Euch jedoch dringend davon ab, Orakel zu spielen – auch wenn die Langeweile noch so groß ist – besonders wenn dies völlig aus der Luft gegriffene Gedankenspiele zur Folge hat, die jeglicher Grundlage entbehren.

Weiterhin wünschen wir einen vergnüglichen Wahlkampf, voller Inhalte und kreativer Ideen für Kolbermoor – ohne Phantasiegespinste und abgehobener Verschwörungstheorien.

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