Verkehr verkehrt?

Ein nicht veröffentlichter Leserbrief zu den Artikeln im OVB und/oder Mangfallboten vom:

25.02.2016 „Neue Umwege ab April – Straßenbauarbeiten zwischen Kolbermoor und Grosskarolinenfeld“
09.03.2016 „Sorge um die Entwicklung – Gewerbeverband Kolbermoor im Gespräch mit der Interessengemeinschaft Aicherpark“
12./13.03.2016 „Jetzt wird doch umgebaut – Chaos im Anschluss-Bereich zur Westtangente“

 

Ich pendle nun seit 40 Jahren von Kolbermoor nach Rosenheim zur Arbeit, aber so ein Chaos und Durcheinander wie zurzeit (und … das zurzeit wird sich über Monate hinziehen!) habe ich selten erlebt. Folgende Verkehrsvarianten habe oder hatte ich ausprobiert:

  • Zu Fuß zum Bahnhof in Kolbermoor, momentan wegen Abriss der Mangfallbrücke nur mit einem erheblichen zusätzlichen Zeitaufwand möglich, denn es wurde keine Behelfsbrücke installiert. Dann weiter mit dem Zug nach Rosenheim, der ja wirklich schnell in Rosenheim ist. Leider gibt es nach wie vor keinen Haltepunkt „Aicherpark“.
  • Mit dem Bus zur Arbeit, bringt leider auch keine Lösung, da die Buslinien nicht die gewohnten Routen fahren, außerdem fährt der Bus relativ lange und es gibt keine eigene Busspur.
  • Ausweichen über Großkarolinenfeld – wegen erneuter Baumaßnahmen (schon im letzten Jahr war wegen Brückenneubau über Monate die Schlösslstraße gesperrt) von April bis Oktober erneut nicht möglich.
  • Mit dem Fahrrad nach Rosenheim, auch das war zum Teil sehr schwierig, da wegen der Hochwasserschutzmaßnahmen (setzen der Spundwände), Polderbau, etc. der oder die Radwege teilweise gesperrt waren.

In der Vergangenheit hat die Grüne Liste (GL) Kolbermoor immer wieder auf die unausweichlichen Verkehrsprobleme hingewiesen. Katharina Meidinger, ehemalige Stadträtin für die GL, sah bereits im Jahr 2008 die Probleme: Es werde zwei ampelgesteuerte Einschleifungen der Westumgehung von der geplanten Großbrücke über das Aichergelände mit 650 Metern Weite und auf einer Höhe von sechs bis 30(!) Metern in die Georg-Aicher-/Rosenheimerstraße geben. Davon ist derzeit noch Nichts zu sehen, da die Brücke noch nicht in Angriff genommen wurde. Aber es laufen die Vorbereitungen, mit der Konsequenz, dass ab Juni die Georg-Aicher-Straße für vier Monate komplett gesperrt wird. Dies ist eine der Hauptverkehrsachsen für Kolbermoorer Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz in Rosenheim. Staus in großem Ausmaß sind daher vorprogrammiert. Schon vor acht Jahren war klar: Auch die zweite wichtige Achse für alle Kolbermoorer, nämlich die Äußere Münchner-/Staatsstraße wird im Verkehrsfluss weiter eingeschränkt. Hier war in den Plänen, auf Höhe des Briefverteilungszentrums ebenfalls eine ampelgesteuerte Einschleifung zu sehen. Es sei, so die GL, künftig mit „Doppelstau“ zu rechnen, egal für welche Fahrtroute man sich entscheide. Und genau diese Situation haben wir nun!

Ich frage mich, warum haben die Planer die Bürgerinnen und Bürger nicht sachgerecht informiert, sondern immer nur scheibchenweise?! Warum muss ständig nachgeplant und die Verkehrsführung überarbeitet werden? Laufend wird das Bedauern ausgedrückt, dass es ja leider unvermeidbar sei – leider, leider.

Kolbermoor hat über 6 000 Auspendler, also Beschäftigte, die zu ihren Ausbildungs- und Arbeitsorten (viele davon nach Rosenheim) fahren. Dazu kommen die Schüler, die zu weiterführenden Schulen müssen. Alle waren bei dem schweren Zugunglück froh, dass wegen der Ferien keine Schüler im Zug waren. Das Projekt „Westumgehung“ kostet ein Vermögen, für eine Investition in einen ordentlichen Personennahverkehr, mit zweigleisigem Ausbau der Zugstrecke und einer Kombikarte Bus-Bahn ist aber nie Geld da. Mit dem Geld der Westumgehung – circa 80 Millionen Euro und damit die teuerste Autobahnzufahrt, die jemals gebaut wurde (!) – hätten alle Kolbermoorer und Rosenheimer Bürger die nächsten 25 Jahre kostenlos mit dem öffentlichen Personennahverkehr fahren können. Es wird immer klarer: Diese Westumgehung bringt für die hier lebende Bevölkerung Nichts, denn sie ist letztendlich für den Fernverkehr konzipiert. Im Gegenteil, wir werden uns noch wundern, dass gerade die Zu- und Abfahrten für die Bewohner auch in Zukunft mehr Verkehr bringen werden. Gleichzeitig wird der Druck steigen, weitere Industrie- und Gewerbegebiete entlang der Westumgehung anzusiedeln. Spannend wird, wie der Einzelhandel im Aicherpark die jahrelange Bautätigkeit überstehen wird und welche Firmen noch da sein werden, wenn im Jahr 2020 vielleicht Alles fertig ist.

 

Katharina Kristen

Heubergstr. 7

83059 Kolbermoor

 

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