Grün hinter den Ohren: Grüne Konzepte für die Kita der Zukunft

Unter dieser Überschrift veranstalteten die Grünen Kolbermoor am Donnerstag, den 30.01.20 einen gesellig informativen Abend mit Johannes Becher (MdL), Sprecher für frühkindliche Bildung. Besonders freuten sich die anwesenden Stadträtinnen, Kandidat*innen und Bürgermeisterkandidat Michael Hörl über die Anwesenheit einiger Vertreter der örtlichen Kindertageseinrichtungen und deren Träger.

Johannes Becher hatte beeindruckende Zahlen aus dem Landtag im Gepäck, an denen schnell klar wurde, wie unterschiedlich sich die Auffassung von „guter“ Kinderbetreuung in Zahlen ausdrücken lässt. Es wurde deutlich, dass Qualität und Kostenreduzierung nicht konsequent vereinbart werden können. Wo nun müssen in Zukunft die Prioritäten gesetzt werden? Neben guter Ausstattung ist der Bereuungsschlüssel eine der wichtigsten Stellschrauben für eine gelungene frühkindliche Pädagogik. Doch an diesem Punkt wird das Dilemma besonders deutlich, in dem sich unsere Kommune bereits befindet: Der Fachkräftemangel hat auch Kolbermoor schon längst eingeholt. Konkret heißt das, Kindergartenplätze können nicht belegt werden, weil kein Betreuungspersonal zur Verfügung steht. Wenn also bereits bestehende Einrichtungen ihre Kapazitäten nicht auslasten können, ergibt sich daraus logischerweise, dass der Neubau weiterer Einrichtungen das Fehlen von Betreuungsplätzen nicht beheben wird.

Wo kann nun angesetzt werden um den richtigen Weg für Kolbermoor einzuschlagen? Eine Ausbildungsreform im Bereich der Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen muss von der Politik beherzt angegangen werden, eine Ausbildungsvergütung vom ersten Tag an sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, will man doch die Wertschätzung für diese Berufe stärken und zum Ausdruck bringen. Dies ist jedoch ein politischer Beitrag, der an anderer Stelle geliefert werden muss. Auch vor Ort können wir natürlich einiges besser machen: Kolbermoor wächst und man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass wir längst zum Münchner Speckgürtel gehören. Konsequenterweise muss bei der Vergütung darauf geachtet werden, dass entsprechende „Ballungsraumzulagen“ im Budget fest verankert werden. Ebenso muss ein größerer Spielraum beim Betreuungsschlüssel gewährt werden. Davon profitieren nicht nur unsere Kinder durch intensivere Betreuung, sondern die Arbeitsbedingungen in den Kitas verbessern und entspannen sich merklich. Eine faire, angemessene Entlohnung allein ist noch nicht der Schlüssel zu einem attraktiven Arbeitsplatz, es muss auch eine Arbeitsplatzatmosphäre geschaffen werden, die es ermöglicht, einen Beruf engagiert und voller Freude bis zur Rente ausüben zu können.

Kolbermoor wächst weiter. Der städtebaulichen Entwicklung in unserer Region darf man sich nicht verschließen, sondern muss sie im optimalen Maße für Umwelt und Gesellschaft gestalten. Die Umsetzung im Einklang mit stadtnahen und innerstädtischen Ökosystemen mag Thema einer weiteren Veranstaltung werden, in den Fokus genommen werden soll nun jedoch die Frage: Wie gestalte ich die Kita der Zukunft nicht nur inhaltlich, sondern auch baulich nutzbringend? Klar sollte sein, dass Betreuungsplätze dort geschaffen werden müssen, wo der Bedarf gegeben ist. Eine Auslagerung in periphere Randgebiete muss strikt abgelehnt werden, da dies keinesfalls zeiteffizient für Familien ist und unnötige Verkehrsströme erzeugt. Es ist außerdem notwendig, die Errichtung von Kitas mit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zusammen zu denken. Die Attraktivität des Erzieherberufs lässt sich durch das Angebot von günstigem Wohnraum in Arbeitsplatznähe gewiss erhöhen; die bauliche Konzeption muss also weg von isolierten Kindergärten und Krippen, hin zu einem Gesamtkonzept von Betreuungseinrichtung und Wohnhaus werden. Dies ist natürlich auch im Sinne der minimalen Flächenversiegelung zu begrüßen.

Unserer Kommune sind einige Freiräume gegeben, die es uns ermöglichen, eine attraktive Arbeitsregion für Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen zu sein. Wir müssen diese Stellschrauben jedoch nicht nur erkennen, sondern auch konsequent nutzen. Ebenso muss der nötige Druck auf die Landesregierung aufgebaut werden, um mit Ideen aus Alltag und Praxis, den Arbeitsmarkt und die Ausbildungssituation nicht nur zu verändern, sondern auch zu verbessern. Wildes Herumdoktern bringt wenig, wenn die Kommunikation mit den Betroffenen fehlt. In diesem Sinne haben sowohl Kommunalvertreter als auch Abgeordnete ihre Hausaufgaben zu machen. Wir bedanken uns für einen kommunikativen und konstruktiven Abend!

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